Liebe Mitglieder von FMW, liebe Spender!

In der Jahreshauptversammlung 2010 hat die neugewählte Vorstandschaft beschlossen Sie alle in regelmäßigen Abständen über die Aktivitäten unseres Vereins zu informieren. Seit dieser Zeit haben wir fünf Malawi-Nachrichten an Sie versandt, die Sie hier noch einmal anklicken können.

Der Vorläufer der Malawi Nachrichten war der hier abgedruckte Brief vom 31. Dezember 2009:

Breitengüßbach, den 31.12.2009

Liebe Freunde und Mitglieder der Malawi-Waisen,

ein aufregendes Jahr liegt hinter uns und unseren Projekten in Malawi.

  1. Hoffnung für Misanjo
    In Hoffnung für Misanjo, HfM, betreuen wir 80 Kinder, größtenteils Waisen. Wir bilden weiterhin je 20 Jugendliche zu Schneidern und Schreinern aus.

  2. Patenschaften
    Im Jahr 2009 hatten wir 6 Patenschaften für Secondary School Schüler und für Maggie, die eine Ausbildung zur Nationalpark Führerin macht.
    Für das Jahr 2010 unterstützen wir zwei tolle Jugendliche. Maupo ist der Bruder von Aaron. Er ist 18 Jahre alt und wird mit dem Vollwaisen Wood Mkandawire zusammen im 790 km entfernten Blantyre studieren. Irene Russ bezahlte bereits im Jahr 2009 die gesamte Ausbildung für Maggie.
    Gertrud Weinmar übernahm die Patenschaft für Emily. Die beiden machen eine Ausbildung zu Nationalpark- Rangerinen. Dazu kommen noch 9 Gymnasiasten. Normalerweise kennen sich Empfänger und Spender nicht. Bei unseren Patenschaften ist dies ganz anders. Voraussetzung ist natürlich, dass man an dem Leben des Anderen interessiert ist und mit ihm eine Beziehung eingehen will. Irene wird meiner Behauptung, dass solch eine Patenschaft erfüllend ist, sicherlich nicht widersprechen.

  3. Organische Landwirtschaft
    Im für uns wichtigsten Bereich machten wir große Anstrengungen, denn wir brachten den 28- jährigen weißen Südafrikaner Richard Lockie nach Misanjo. Nach zwei Monaten strich er die Segel. Er hatte sich das Leben im malawischen Busch ohne Elektrizität, ohne fließendes Wasser und 12 km fernab der Straße etwas leichter vorgestellt und verließ uns wieder. Die Kosten für diese Erfahrung bezahlte Frau Elisabeth Sjöborg aus Schweden. Aus Erfahrung wird man klug. Wir sind davon überzeugt, dass wir mit engagierten einheimischen Landwirten, die wir in Kenia zu diplomierten organischen Farmern ausbilden lassen, auf dem richtigen Weg sind, auf dem Weg, dass die Afrikaner ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen werden. Es ist für ausländische Experten sehr schwer mit dem einfachen Leben im Busch zurecht zu kommen. Mit unseren beiden "Kenianern" Aaron Makwakwa und Patrick Mhone werden wir im Norden Malawis, ganz in der Nähe des Wildreservates "Vwaza Marsh Wildlife Reserve", eine organisch arbeitende Farm errichten. Der Name der Farm wird "Mother Elisabeth Organic Farming" sein. Aaron und Patrick werden dort ihr Wissen an die einheimischen Massen der Subsistenz-Landwirte weitergeben.

Das evangelische Hilfswerk "Brot für die Welt" will mehr Hilfe für die von Hungersnot bedrohten Menschen. Die Hungernden in Afrika sind in ihrer ganz großen Mehrheit Subsistenz-Landwirte. "Nahrungsmittelhilfe allein reicht nicht aus. Brot für die Welt rief die Bundesregierung auf, mehr Geld für die Unterstützung von Kleinbauern zu geben.

Unser kleiner Förderverein FMW hat sich die Unterstützung der Kleinbauern von Anfang an zur Hauptaufgabe gemacht. Wie schon erwähnt, haben wir vier Leute im Jahr 2008 nach Kenia auf das "Kenya Institut of Organic Farming", KIOF, geschickt um dort ein Diplom zu erwerben. Im Jahr 2010 werden sie ihren Abschluss machen und dann nach Malawi zurückkehren und "Mother Elisabeth Organic Farming", MEOF, errichten. Die beiden Freunde Aaron Boster Makwakwa (33 Jahre) und Patrick Mhone (21 Jahre) werden den Unterschied ausmachen.

Eigentümer dieser Farm sollen die Menschen der Region werden. Zuallererst sollen die Subsistenz-Landwirte lernen, wie man ohne die teuren Inputs, Kunstdünger und Pestizide, vor allem Gemüse anbaut. Die Afrikaner müssen von der einseitigen Ernährung mit Mais loskommen. Mais laugt als Starkzehrer den Boden aus. Die Menschen müssen umlernen und sich dem Klimawandel anpassen und der Trockenheit widerstehende Pflanzen wie Hirse, Cassava und Straucherbsen anbauen. Es geht darum die Ernährung zu sichern und nicht noch mehr vom Ausland abhängig zu werden. Es wäre schön, wenn der Gedanke "dies ist unsere Ausbildungs-Farm" sich in der Gemeinschaft der Subsistenz-Landwirte ausbreiten würde. Es sollten immer mehr Menschen dazu gebracht werden organisch zu gehen, denn die organische Landwirtschaft hat für die Subsistenz-Landwirte Afrikas fast nur Vorteile. Schön wäre es, wenn sich tatsächlich eine solche Gemeinschaft entwickeln würde und diese Gemeinschaft zur Keimzelle einer Bewegung werden könnte, die immer mehr Menschen ansteckt. Wir wissen doch alle, dass Erfolg wie seelisches Doping wirken kann und einer Gemeinschaft Flügel verleihen kann und sich der eine gerne für den anderen einsetzt, wenn die Stimmung passt. Die Afrikaner sind Gemeinschaftswesen solange sie keinen Grund haben eifersüchtig zu sein. Ich weiß allerdings nicht wie sich die Gemeinschaft entwickeln wird, wenn da einige vorne stehen werden, die besser gestellt sein werden?

Die große Mehrzahl der Hilfsorganisationen überlegt sich sehr genau, welche Bedingungen erfüllt sein müssen, damit Projekte ins Leben gerufen werden. Damit sie Erfolg haben, müssen die Projekte

  1. an der Straße liegen,
  2. einen Stromanschluss haben und
  3. von ausländischen (europäischen , amerikanischen, ..) Experten geführt werden.

Bei unserem Projekt Hoffnung für Misanjo wird keine dieser Bedingungen erfüllt. Es liegt tief im Busch am Grenzfluss zu Mosambik. Bei dem im zweiten Halbjahr 2010 zu startenden Projekt der organischen Farm in Kazuni wird nur der erste Punkt teilweise erfüllt. Unsere Farm liegt an einer breiten Dirt-Road (Dreckstraße). Der größte Unterschied unserer Farm zu anderen Projekten besteht darin, dass sie nur von Afrikanern geführt werden wird. So lange den Projekten immer nur Ausländer vorstehen, wird sich Afrika nicht wirklich entwickeln. Es geht darum, dauerhaft etwas zum Positiven zu verändern, neue Wege zu gehen. Alle, denen die Entwicklung Afrikas am Herzen liegt, müssen alles tun, damit die Mittel tatsächlich als Hilfe zur Selbsthilfe eingesetzt werden. Gelder, die nur die Menschen ernähren ändern nichts an der schrecklichen Not der afrikanischen Subsistenz-Landwirte südlich der Sahara. Wir müssen alles tun, um die Menschen vor den Fehlern bewahren, die wir in den reichen Ländern schon alle gemacht haben. Ein Viertel aller Ökosysteme war im Jahr 2001 bereits tot. Die natürlichen Ressourcen schrumpfen weltweit dramatisch. In den armen Ländern schreitet der Prozess noch schneller voran als bei uns, den eigentlichen Verursachern. Dabei schien der natürliche Reichtum in der sogenannten "Dritten Welt" vor wenigen Jahren noch unermesslich.

Sollten wir nicht mittlerweile erkannt haben, dass unser Reichtum durch enorme ökologische Schäden erkauft worden ist und niemals Vorbild für die armen Länder sein kann? Unser Ressourcenverbrauch ist viermal so hoch wie in den ärmeren Staaten. Wie können wir helfen, dass die uns unterlaufenen Fehler sich nun nicht in den armen Ländern in allen Phasen wiederholen. Dazu gehört in erster Linie alles zu unternehmen, um den noch vorhandenen Bestand der Schöpfungsvielfalt zu bewahren.

Unter Hilfe zur Selbsthilfe verstehe ich alle Maßnahmen, welche die Menschen der armen Länder in die Lage versetzen, in den kommenden Jahren, die durch zunehmende ökologische Katastrophen gekennzeichnet sein werden, auf bescheidenem Niveau überleben zu können. Als unvereinbar mit diesem Ziel erscheint mir jede Form von Geschenken, durch welche die Abhängigkeit von den reichen Ländern verlängert wird (z.B. kostenlose Lebensmittel- u. Kleiderverteilung, kostenlose Krankenfürsorge etc.). Es geht darum Projekte, die dem materialistischen Zeitgeist eine klare Absage erteilen, zu initiieren. Es geht darum, dass sich möglichst viele Menschen in der Zukunft um den Erhalt der Schöpfung kümmern. Machen Sie bei uns mit. Wir sind auf dem richtigen Weg, der den Afrikanern nichts schenkt, aber von allen Verantwortung und viel Engagement und Fleiß abverlangt.

Ich wäre sehr glücklich, wenn mein Wunsch in Erfüllung ginge und vor allem unser Farmprojekt in Kazuni, dieses von Afrikanern selbst geführte Projekt, ein Erfolg würde. Das würde sich herumsprechen und andere Menschen ermutigen. Solch ein Erfolg könnte anderen Menschen helfen, Selbstwertgefühl, Ehrgeiz und Stolz aufzubauen.

Das kleine Land Malawi im Süden Afrikas hat seit vier Jahren mein Leben total verändert. Zusammen mit einigen Menschen in Malawi versuchen wir einen ganz anderen Weg als andere Entwicklungshilfeorganisationen. In allen größeren Organisationen sind meist weiße Experten vor Ort. Diese ausgebildeten Leute fahren mit teuren Geländewagen herum und leben, verglichen mit den armen Malawiern, nicht wirklich in Afrika. Die Wahrheit ist, dass die so geführten Projekte relativ gut funktionieren. Wahr ist allerdings auch, dass die Kosten für die Leitung der Projekte und für die Verwaltung viel zu hoch sind und letztlich nur wenig für die Entwicklung getan werden kann. Bei uns in Misanjo verdienen die Kindergärtnerinnen je 12,50 Euro pro Monat, ebenso die beiden Nachtwächter, die dafür sorgen, dass unsere Wertsachen nicht gestohlen werden. Die Schneider-Ausbilder und der Schreiner-Ausbilder erhalten je 25 €. Der Projektmanager verdient mit 75 €/ Monat am meisten. Im Gegensatz dazu hat der weiße Südafrikaner Richard Lockie pro Monat 1000 € verdient. Für weniger war er nicht bereit zu kommen. Andere weiße Experten verdienen in der Tat ein Vielfaches von 1000 €. Wahr ist auch, dass die Projekte nach dem Weggang der weißen Leitung meist nicht mehr lange weiter existieren. Dies wiederholt sich in den Ländern Afrikas nun seit dem Ende der Kolonialzeit leider immer wieder. Eine Lösung des afrikanischen Dramas wird von den Freunden der Malawi-Waisen und von der "Mother Elisabeth Organic Farming" angestrebt, indem sich Afrikaner selbst helfen.

Liebe Mitglieder und Freunde der Malawi-Waisen,

Die Vorstandschaft von FMW
wünscht Ihnen

ein gesegnetes neues Jahr 2010